Stilfragen
Immer wieder erbaulich: Der Wahlomat. Zum einen ist es interessant, welche Ansichten die Parteien so vertreten (wobei man vielleicht lieber sagen sollte: was sich halt die Leute vom Wahlkampfbüro denken, die den Fragebogen ausgefüllt haben…). Zum anderen ist es lustig, in welcher Schublade man sich am Ende wiederfindet. Bei der Ausgabe zur heutigen baden-württembergischen Landtagswahl war ich zunächst amüsiert, als mir die größte Übereinstimmung mit der Alternative für Deutschland angezeigt wurde. Mir als Gutmensch!

Doch – ganz im Sinne der Anforderungen des Ig-Nobelpreises »honor achievements that make people laugh, then think« – kam nach dem Lachen das Grübeln: Woran hat’s gelegen? Natürlich daran, dass man ja eine Frage aus ganz unterschiedlichen Gründen gleich beantworten kann.
- Die Forderung, man MÜSSE auf neuen Häusern Solarzellen installieren, wird natürlich ablehnen, wer lieber weiter fossile Brennstoffe verheizt. Ich denke mir halt: Wenn einer so blöd ist, sein Haus heute noch ohne zu bauen, von mir aus…
- Für mich muss nicht alles umsonst sein. Natürlich will ich zum Beispiel keine Studiengebühren in amerikanischer Höhe. Mit fast symbolischen Schutzgebühren kann ich aber leben.
- Schließlich trage ich wohl noch ein paar eher konservative Ansichten und Bauchgefühle mit mir herum. So habe ich früher ein differenziertes Schulsystem befürwortet und halte es auch heute noch nicht primär für ganz schlecht – aber da lasse ich mich gern von anderen Ansichten überzeugen.
Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass es mehr um Haltung und Stil einer Partei geht als um eine bestimmte Meinung zu einer bestimmten Frage. Und auch wenn die Wahl manchmal schwerfällt: Eine Alternative zur »Alternative« findet man zumindest bisher überall.
Vorheriger Artikel
Übersicht
Nächster Artikel