Bargeld lacht
„Wo man Bücher verbrennt…“ – naja, so weit, so Heine. Und sofern das Verbrennen medienwirksam inszeniert wird, stimmt’s ja auch. Im Alltag bin ich da nüchterner: Nicht jedes Werk ist wertvoll, nicht jedes Verlegenheitsgeschenk muss lebenslänglich bei mir im Regal stehen. Und was soll man machen, wenn’s sogar Momox nicht mal mehr für 15 Cent nimmt? Natürlich ist die werkstoffliche Verwertung der energetischen vorzuziehen. Man erinnere sich an die Recyclingkampagne mit der Klopapierrolle („ich war ein Gedichtband“) aus den achtziger oder neunziger Jahren. Doch wenn jemand in der Kälte sitzt – wer würde ihm übelnehmen, wenn für ihn der größte Wert von [setzen Sie hier irgendeinen Titel ein, den Sie für überschätzt halten] der Brennwert ist?

Dass vor einigen Wochen hier in die Nähe die Büchertausch-Kühlschränke abgebrannt sind, die ein Bürgerverein 2013 aufgestellt hatte, fand ich aber doch unschön. Nicht so sehr wegen des materiellen Verlustes, sondern wegen der mutmaßlich bösen Absicht dahinter. Nun sind derartige Schränke ja ein einfacher Weg, um Müll (also minderwertige alte Bücher) loszuwerden und sich dabei noch in dem Gefühl zu sonnen, man habe etwas Gutes getan. Ich habe mich an den Grundsatz gehalten, dort nur Bücher hineinzustellen, über die ich mich selbst freuen würde. Das war bisher nur ein doppelt vorhandener Band der Gedichte des großen Robert Gernhardt.
Dankenswerterweise hat sich schon eine Initiative gebildet, die wieder neue Schränke aufstellen will. Ich habe ihr einen kleinen Beitrag zukommen lassen. Natürlich Geld. Alte Bücher haben die – auch nach eigenen Angaben – mehr als genug.
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