Johannes Kohlschütter

Maske ohne Nähen

Dürfen definitiv nicht mehr tragbare Kleidungsstücke in den Altkleidercontainer? Die Angaben dazu sind oft widersprüchlich. Selbst das Rote Kreuz erklärt hier einerseits, dass ein erheblicher Teil der gesammelten Textilien zu Fußmatten, Putzlappen etc. werde. Andererseits ist dort auch ein Container mit dem Hinweis „Keine Stoffreste“ abgebildet. Dass die Verwerter am liebsten nur verkäufliche Kleidungsstücke hätten: klar. Dass Leute, die meinen, dass arme Afrikaner freudvoll ihre zerrissenen Unterhosen auftragen, vorsichtig ausgedrückt im Irrtum sind: auch klar. Und dass selbst der Weltbedarf an Fußmatten angesichts von rund einer Million Tonnen erfasster Alttextilien pro Jahr allein in Deutschland (2015 laut Fachverband Textilrecycling) irgendwann gedeckt ist, kann man sich zumindest gut vorstellen.

Aber wohin jetzt mit den verschlissenen Sachen? Ich habe sie zwar auch schon in den Container geworfen, was der BUND sogar mal empfohlen hat. Aber so doll ist das halt auch nicht, und so wächst bei mir ein Vorrat potenziellen Putzlappenmaterials, von dem ich nicht weiß, ob ich ihn im Leben noch verputzen werde.

Aber jetzt erfordern besondere Situationen besondere Maßnahmen. Und – Mangel an professionellen Masken hin oder her: Wenn das neue Coronavirus durch Tröpfchen übertragen wird, dann ist es ja nicht ganz unplausibel, dass jeder seine Umgebung selbst mit einem einfachen Mundschutz zumindest ein bisschen schützen kann. Und vielleicht geht es ja für den Anfang sogar ohne Nähen?

Also ein altes, untragbares (siehe oben) T-Shirt genommen,

JK mit selbstgebasteltem Mundschutz
Würden Sie diesem Herrn einen Gebrauchtwagen oder ersatzweise einen Blogartikel abkaufen?

Bis jetzt ist dieser einfache Schutz ganz brauchbar und hat mir in der Öffentlichkeit sogar einen wertvollen Kommentar („Das nützt Ihnen auch nix…“) eingebracht, auf den ich ungern verzichtet hätte. Man sieht vielleicht noch ein bisschen alberner aus als sonst und kann den Leuten, die (natürlich in gebotenem Abstand) vor einem in der Schlange stehen, nicht so einfach freundlich zulächeln. Aber wenn solche kleinen Schritte insgesamt dazu beitragen, dass im Durchschnitt jeder Infizierte weniger als einen weiteren Menschen ansteckt, dann ist es das doch wert. Oder?


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