Johannes Kohlschütter

Käfersaft

„Freunde sind wie Sterne. Man sieht sie nicht immer, aber sie sind immer da.“ Ein Spruch, der in keinem Poesiealbum fehlen sollte, um eine Floskel zu strapazieren. Und einer, den ich zuweilen spöttisch abgewandelt habe. Schließlich trifft er ja nicht nur auf Sterne, sondern zum Beispiel auch auf Landminen zu: Die sind auch da, wenn man sie nicht sieht. Und, wie man liest, gerade wieder im Kommen.
Aber ganz schön ist er trotzdem, und bei echten Freunden stimmt es ja auch, dass sie immer da sind. Zumindest solange sie leben. Bei Sternen auch. Oder? Eigentlich ja. An die Supernova von 1054 werden sich jedenfalls nur die Älteren erinnern (ja, der Witz ist auch nicht ganz neu). Aber jetzt kann man sich auch auf die besten Freunde unter den Sternen nicht mehr verlassen: Betelgeuse schwächelt! Das gilt als Hinweis darauf, dass der östliche Schulterstern des Orion „bald“ explodieren wird. Er war zwar schon immer ein „Veränderlicher“. Jetzt ist er aber so schwach wie seit 125 Jahren nicht mehr – zumindest kann man das seinem „eigenen“ Twitterkanal entnehmen. Dem „folge“ ich jetzt gleich mal.

Stellarium-Himmelsausschnitt mit Betelgeuse
Am Himmel verpasst? Bald vielleicht nur noch im Stellarium: Betelgeuse

2005 oder 2006 habe ich in Kanada einen Vortrag über spektrometrische Fragen angehört. Der Dozent erzählte, dass er sich am Anfang seiner wissenschaftlichen Laufbahn mit etwas beschäftigt habe, was für mich erst nur wie „Beetlejuice“ klang. Ich habe eine Weile gebraucht, um darauf zu kommen, was er meinte. Erst jetzt habe ich gelesen, dass durchaus auch schon andere diese Assoziation hatten und es sogar einen Film dieses Namens gibt.

Hierzulande wird Betelgeuse oft als Beteigeuze aufgeführt, was auf einen Schreibfehler zurückgehen soll. Aber egal unter welchem Namen: Ich werde ihn am Himmel würdigen, solange er noch scheint. Auch wenn die Supernova vielleicht doch erst in einigen hunderttausend Jahren kommt.


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