Johannes Kohlschütter

Microsoft Support

Jahrelang habe ich darauf gewartet, dass endlich mal einer dieser Inder bei mir anruft, die sich als Microsoft-Mitarbeiter ausgeben und behaupten, dass man einen Virus auf dem Computer habe. Als es neulich soweit war, habe ich mich gefreut wie ein kleines Kind: Endlich eine Gelegenheit, ein paar Minuten der Zeit dieser traurigen Gestalten zu verplempern – und sie wenigstens in diesen Minuten davon abzuhalten, arglosen Menschen zu schaden.

Besonders spritzig war der Anrufer allerdings nicht – ich aber auch nicht: Mit einer Kombination von Begriffsstutzigkeit und betonter Gleichgültigkeit habe ich ihn gerade mal 20 Minuten hingehalten. Am Ende habe ich es wohl überreizt: Als ich behauptete, ich hätte gerade keinen Internetanschluss und könne ihn deswegen nicht auf meinen Rechner lassen, kündigte er einen erneuten Anruf am nächsten Morgen an, der nie kam (also der Anruf, nicht der nächste Morgen…) und legte auf.

Tja, man müsste sich eben besser vorbereiten. Es gibt ja Profis wie Kitboga, die sich richtig Mühe geben und die Kriminellen mit präparierten Rechnern, Stimmverzerrern etc. stundenlang ermüden.

Übrigens habe ich vor längerer Zeit einmal mit einem (mutmaßlich) echten Microsoft-Mitarbeiter telefoniert, als wir in der Firma »Project Online« (oder etwas in der Art) ausprobiert haben. Zur Ehrenrettung der Betrüger sei gesagt: Die echten Mitarbeiter hören sich unter Umständen genauso an, inklusive des indischen Akzents und der »Callcenter«-Hintergrundgeräusche. Und zur Ehrenrettung aller ehrlichen Microsoft-Mitarbeiter in Indien und aller Welt sei hinterhergeschoben: Der Mann hat mir wirklich in diesem Moment weitergeholfen – auch wenn ich diese komische Cloud-Seite vor und nach dem Anruf nicht verstanden und später nie wieder benutzt habe.

Nachtrag

Ab und zu ruft wieder mal jemand an. Einmal konnte ich eine Minute aufnehmen:



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